Beschreibung
Mitten im Ersten Weltkrieg drohte eine Spionageaffäre die Schweiz entlang der deutsch-französischen Sprachgrenze zu zerreissen. In der sogenannten 'Affaire des Colonels', der Obersten-Affäre, wurde zwei Deutschschweizer Offizieren vorgeworfen, unautorisiert Informationen an das Deutsche Reich weitergegeben zu haben. Über Monate hinweg wurden deswegen in der Westschweizer Presse tiefgreifende Konsequenzen nicht nur fur die angeklagten Obersten, sondern auch fur die Armee, ja sogar fur die politische Fuhrung des Landes, gefordert. Dies ist der Ausgangspunkt der Untersuchung von Andreas Rudisuli, der dieAffärein den Diskurs zwischen deutsch- und französischsprachigen Eliten in der Schweiz einordnet. Dabei war nicht nur die Armee ein Thema, sondern allgemein der Platz von nationalen Minderheiten im gemeinsamen Staat. Wortfuhrer aus dem Westschweizer Offizierskorps spielten in diesem Diskurs eine wichtige Rolle. Inwieweit die weitverbreitete Sicht auf eine zerrissene Schweiz tatsächlich gerechtfertigt war, wird hier erstmals untersucht.